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KREIS STEINBURG: 16.000 SCHNELLTESTS IM APRIL DURCHGEFÜHRT

(v. l.): Reinhold Wenzlaff, amtierender Landrat Heinz Seppmann, Mark Helfrich, Kreispräsident Peter Labdendowicz, Georg Hillebrand, Sonja Wilke und Sebastian Jahn.

05.05.21: „Gemeinsamer Appell von Klinikum, Apotheken, Gesundheitsamt und Politik: Warum Tests so wichtig, aber kein Freifahrtsschein für Großveranstaltungen sind ++ Wie sieht's mit der Fehlerquote aus? ++ Kinder auf der Intensivstation ++ Hoffnung: schnelle Impfung – auch für Kinder“ so schreibt Thomas Claaßen in „Ihr Anzeiger“ vom 01. Mai 2021.

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Itzehoe (tc) – „Das Haus ist sehr voll. Die Situation ist angespannt, aber noch beherrschbar, es soll aber bitte auch nicht mehr werden.“ Reinhold Wenzlaff, Vorsteher des Zweckverbandes Klinikum Itzehoe, findet beim Pressegespräch einen deutlichen Einstieg. Stand Freitag wurden 25 Covid-Patienten behandelt, fünf von ihnen auf der Intensivstation. Zusammen mit Georg Hillebrand, Chefarzt der Kinderklinik, der kommissarischen Leiterin des Gesundheitsamtes, Sonja Wilke, und Sebastian Jahn von der Apotheken-Initiative, die 22 Teststationen im Kreis Steinburg betreibt, wirbt Wenzlaff dafür, sich regelmäßig testen und, wenn schon möglich, impfen zu lassen. 

Lage im Klinikum ist angespannt, aber beherrschbar

Einmal hatte der Kreis Steinburg vergangene Woche den Inzidenzwert von 100 gerissen, seitdem geht er langsam, aber stetig zurück. 67,2 ist der Wert laut Landesmeldeliste am Samstagmorgen. Das freut auch Hillebrand, „aus kinderärztlicher Sicht wäre unter 35 aber ein guter Bereich. Noch besser: unter 10“, sagt der Mediziner. Ab einem Wert von unter 35 könne es gelingen, die Pandemie unter Kontrolle zu bringen. Seine Sorge: Dass die Inzidenz in den Bereich der Kinder und Jugendlichen gedrückt wird, wenn sich viele Erwachsene haben impfen lassen. Doch neueste Nachrichten klängen vielversprechend: Für Jugendliche ab 16 Jahren ist der Impfstoff von Biontech/Pfizer bereits zugelassen, jetzt aber steht schneller als erwartet die Zulassung für Zwölf- bis 15-Jährige an. Möglicherweise könnten sie schon im Juni geimpft werden, so dass nach den Sommerferien ein Schulstart mit wenig Einschränkungen wahrscheinlich ist. Zwei Kinder mit schweren Covid-Verläufen hätten bislang im Klinikum auf der Intensivstation behandelt werden müssen, verdeutlicht Hillebrand, dass auch Minderjährige schwer an dem Coronavirus erkranken können. Er spricht sich für regelmäßiges Testen aus, am besten sollten sich feste Gruppen wöchentlich zweimal testen lassen. Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Von den kostenlosen Schnelltests werde rege Gebrauch gemacht, sagt Sebastian Jahn. Zusammen mit Apotheker-Kolleginnen hat er das Testzentrum im Café Schwarz initiiert, mittlerweile gibt es insgesamt 22 Teststationen unter diesem Dach. Alleine im April seien 16.000 Tests durchgeführt worden, 7.000 davon im Café Schwarz. „Am Ostersamstag hatten wir einen Spitzenwert von 500 Tests.“ Im Schnitt schlage der Schnelltest täglich knapp 1,5 Mal positiv an. Manchmal gibt es auch an einigen Tagen keine positiven Fälle, dafür plötzlich fünf oder sechs an einem Tag. „Das ist dann meistens eine Familie“, so Jahn.

„Schnelltests bei Großveranstaltungen können einem den Laden um die Ohren fliegen lassen.“ (Chefarzt Georg Hillebrand)

Das bestätigt auch Sonja Wilke vom Gesundheitsamt. Dabei handele es sich in der Regel um die britische Mutante B.1.1.7. „Die Mutante durchseucht das enge Familienumfeld“, so Wilke. Und sie stellt klar: Positive Schnelltests landen nicht direkt in der Statistik der Neuinfektionen, sondern erst dann, wenn ein PCR-Test positiv ausfällt. Erstaunlich: Während eine Auswertung des Hamburger Senats kürzlich ergeben hatte, dass die Rate der falsch positiven Schnelltestergebnisse bei 31,5 Prozent liegt, liege sie im Kreis Steinburg, so Wilke, bei unter einem Prozent. „Nahezu jeder positive Schnelltest wird mit einem PCR-Test positiv bestätigt.“ Allerdings, so Hillebrand, schlagen Schnelltests anders als PCR-Tests nur an, wenn man hochinfektiös sei. „Wenn man auf Schnelltests für Großveranstaltungen setzt, können sie einem den Laden um die Ohren fliegen lassen.“ Dennoch halte er jede Kombination von Schnell- und Selbsttests für sinnvoll.

Neben des Teststationen der Apotheken-Initiative gibt es mittlerweile auch weitere Teststationen, insgesamt weit über 30 im Kreis Steinburg. Diese seien entweder vom Land oder vom Kreis mit der Durchführung von Schnelltests betraut worden, sagt Wilke. Alle Anbieter im Kreis arbeiten mit dem Kreisgesundheitsamt zusammen.

Hoffen auf den Sommer

Auch der Bundestagsabgeordnete Mark Helfrich betonte, dass Tests eine zentrale Rolle spielten, „bis man sich in sechs bis acht Wochen darüber den Kopf zerbricht, wie man den Impfstoff an den Mann bringt“. Um die Testangebote weiter auszurollen, sei es denkbar, dass auch die Feuerwehr herangezogen werden könnte, stellte Wenzlaff die Überlegung an. Zudem sei es sinnvoll, den Betrieb des Itzehoer Impfzentrums mindestens bis Ende Juli zu verlängern, um die Hausärzte zu entlasten, wenn die Priorisierungen Anfang Juni fallen sollten. „Mit Sicherheit wird es bis mindestens Ende Juli dauern, bis dann auch alle geimpft wären, die es wollen“, schätzt Georg Hillebrand. Er gehe zudem davon aus, dass Impfungen mit mRNA-Vakzinen zwar anfangs jährlich aufgefrischt werden müssten, dies aber eventuell nach drei oder vier Jahren nicht mehr nötig sei, weil die Gedächtniszellen im Körper dann auch bei möglichen weiteren Mutationen für eine ausreichende Immunantwort sorgen.

Zunächst aber gibt Hillebrand das Ziel aus: „Wir wollen doch alle Richtung Niedriginzidenz, damit wir gut durch den Sommer kommen.“

(v. l.): Reinhold Wenzlaff, amtierender Landrat Heinz Seppmann, Mark Helfrich, Kreispräsident Peter Labdendowicz, Georg Hillebrand, Sonja Wilke und Sebastian Jahn. 

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